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26 Beschäftigte bei Kaiser & Kühne in Eystrup klagen 13,3 Prozent mehr Geld ein

Beschäftigte fordern einen Tarifvertrag

01.07.2016 | »Die Stimmung ist nicht gut«, erzählt Betriebsratsvorsitzender Hartmut Schröder. »Die neue Geschäftsführung setzt nicht mehr auf den Dialog mit den Beschäftigten.« »Dabei waren das gute Betriebsklima und die kreativen Produkte für viele ein Grund, gerne zur Arbeit zu gehen«, sagt Sabine Glanz, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende.

Betriebsräte zeigen eins der Spielgeräte von Kaiser & Kühne auf einem Spielplatz in Eystrup: »Wir bauen tolle Produkte, trotzdem macht es zurzeit keinen Spaß, weil wir ungleich behandelt werden.«

»Die Beschäftigten bei Kaiser & Kühne haben sich immer sehr stark mit dem Unternehmen identifiziert und waren in schwierigen Zeiten bereit, ihren Beitrag zur Überbrückung zu leisten. Es ist für alle Parteien ärgerlich, dass man über Gerichte faire Regelungen einklagen muss. Deshalb sollten wir die Verhandlungen über einen Tarif nutzen, um eine faire Bezahlung sicherzustellen und eine kooperative Zusammenarbeit anzustreben.« Herbert Hahn, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Nienburg-Stadthagen

Das 1988 in Drakenburg gegründete Unternehmen beschäftigte bis 2012 noch über 70 Mitarbeiter.Heute arbeiten 54 Fachkräfte an dem 1993 neu bezogenen Standort in Eystrup. Der Spielgerätehersteller muss sich einem hartem Wettbewerb stellen. »Wir verkaufen weltweit und überzeugen durch einen hohen Qualitätsstandard«, sagt Betriebsrat Wolfram Ziegenhorn.

»Dabei spielt unser Know-how eine entscheidende Rolle.« Glanz: »Lohndumping ist in jedem Fall der falsche Weg, um wiederauf Erfolgskurs zu kommen.«Das Aussetzen der Tariferhöhungen sorgte für großen Unmut. Schließlich arbeiten die Beschäftigten seit Jahren 40 statt 35 Stunden die Woche ohne Entgeltausgleich.

Seit 2012 sind die Entgelte von der Entgeltentwicklung abgekoppelt. Das Minus beträgt bis heute 13,3 Prozent. Schröder: »Ich habe 2011 mehr verdient als 2015.«Schröder suchte wiederholt erfolglos das Gespräch mit dem neuen Geschäftsführer. 2013 brachte der erzwungene Verzicht auf das Weihnachts-und Urlaubsgeld das Fass zum Überlaufen.

Erstmals wählten 99 Prozent der Belegschaft am 6.September 2013 einen Betriebsrat.Glanz: »Die Wahlen wurden argwöhnisch betrachtet und bis heute ist eine kooperative Zusammenarbeit nicht möglich.«

Im März entschließt sich Schröder zu einer Klage vor dem Arbeitsgericht Nienburg und gewinnt. Fast 8500 Euro bekommt er rückwirkend für entgangenes Entgelt. »Ich hätte mir die Klage gerne erspart und vorab eine einvernehmliche Lösung gefunden.« Insgesamt haben 26 Beschäftigte erfolgreich geklagt. Ziegenhorn:»Damit wurde die Belegschaft endgültig gespalten, denn die nicht geklagt haben, bekommen dauerhaft sogar weniger.«

»Deshalb fordern wir einen Tarifvertrag, der dieses Ungleichgewicht wieder aufhebt«, betont Schröder. »Zielsetzung müssen faire und gleiche Arbeitsbedingungen für alle sein.«

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