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Michael Bubolz GmbH in Stuhr bei Bremen

Einzel-Arbeitsverträge sorgen für Unmut

26.05.2011 | 2009 haben die Beschäftigten bei Bubolz erstmals einen Betriebsrat gewählt, weil sie sich gemeinsam für einheitliche Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung einsetzen wollen. Das war mit großen Hürden verbunden. Im letzten Jahr wurde das Gremium regulär gewählt. Inzwischen hat sich die Gesprächskultur mit dem Chef verbessert.

Betriebsräte bei Bubolz: »Wir wollen faire und einheitliche Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten.«

Herbert Hahn, Betriebsbetreuer der IG Metall Nienburg-Stadthagen

Nicht weit von der Autobahn und dem Bremer Flughafen entfernt arbeiten rund 200 Beschäftigte für die Firma Bubolz. Inhaber Michael Bubolz hat rund acht Millionen Euro in die neue Produktionsstätte investiert. In den hellen Hallen stehen modernste Maschinen. Betriebsratsvorsitzender Hakan Tepecik: »Wir fertigen Spitzenprodukte. Dafür leisten die Kollegen harte Arbeit.«

 

Um das Unternehmen für die Zukunft zu wappnen, hat Bubolz ein neues Marktsegment zur Automobilindustrie erschlossen: die Medizintechnik. Seine Mannschaft muss schuften, um wettbewerbsfähig zu sein. Die Zulieferer bestimmen die Bedingungen. Das heißt für die Beschäftigten, dass sie auch an den Wochenenden und an Feiertagen arbeiten müssen. Betriebsrat Artur Reimann: »Wir machen das mit, weil wir die zusätzlichen Stunden brauchen, um unseren niedrigen Grundlohn aufzubessern«

 

Bei Bubolz gibt es keinen Tarifvertrag oder ein einheitliches Entlohnungssystem. Jeder hat seinen Arbeitsvertrag individuell ausgehandelt. Hans Dinter, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender: »Wir haben einen Kollegen, der kann noch nicht einmal das Schullandheim für seine Tochter zahlen, weil das Geld gerade zum Überleben reicht.« Wer eine Lohnerhöhung möchte, muss meistens mehrmals zu einem externen Unternehmensberater gehen, der unter anderem die Personalabteilung und die Lohnbuchhaltung führt. Reimann: »Dabei geht es um Cent-Beträge. Das ist einfach unwürdig.«

Teilweise bekommen die Leiharbeiter mehr Stundenlohn als die Stammbelegschaft, weil die Verleihfirmen einen Tarifvertrag haben. Der Stundenlohn für die Leiharbeiter liegt zwischen 9 und 12,50 Euro. »Unser Stundenlohn ist einfach zu niedrig«, sagt Thorsten Hillmann.

 

Zudem sind die Arbeitsbedingungen teilweise hart. Hans Dinter arbeitet an der Säge. Der Lärm und die ständige Vibration bringen die Beschäftigten dort an die körperliche Belastungsgrenze. »Ich weiß nicht, ob ich das bis zur Rente aushalte.«

 

2009 haben einige Beschäftigte in ihrer Freizeit gemeinsam mit der IG Metall Betriebsratswahlen vorbereitet. Dinter: »Das war ein großer Schritt, weil wir Angst hatten, unsere Arbeit zu verlieren, die wir brauchen.« Trotzdem waren die Initiatoren mutig und haben die Wahlen durchgezogen.

2010 konnten die Beschäftigten dann regulär ihren Betriebsrat wählen. Tepecik: »Wir haben jetzt eine Gesprächskultur gefunden. Auf dieser Basis wollen wir Lösungen erarbeiten, die auch den Erfolg des Unternehmens weiter fortsetzen.« Reimann: »Unsere Zielsetzung sind faire und einheitliche Arbeitsbedingungen, damit wir alle motiviert unseren Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten.«

 

Meinung: Tarifverträge schaffen Fairness

»Wir wissen, dass es für Klein- und Mittelunternehmen schwer ist, sich im Wettbewerb um die Zulieferer zu behaupten. Doch Bubolz zeigt, dass man sich mit kreativen Ideen und Innovationen eine gute Marktposition erobern kann. Dabei sollte man nicht vergessen, die Leistung der Beschäftigte zu berücksichtigen, die in diesem Fall absolut flexibel und produktiv am Erfolg der Firma mitwirken. Diese Leistung lässt sich mit entsprechenden Tarifen bewerten. Tarifverträge schaffen Fairness und sorgen für Betriebsfrieden, weil sie einheitliche und transparente Arbeitsbedingungen für alle schaffen und sie halten qualifizierte Fachkräfte, die künftig auf dem Arbeitsmarkt fehlen werden.« Herbert Hahn, IG Metall Nienburg-Stadthagen

 

Hintergrund

Michael Bubolz Zerspanungstechnik GmbH

• Das mittelständische Unternehmen wurde 1975 von Kurt Bubolz mit rund zehn Leuten gegründet. 1994 hat Michael Bubolz den metallverarbeitenden Betrieb übernommen. Mit kreativen und innovativen Ideen hat er die Produktpalette erweitert.

• Kunden: Automobilzulieferer wie ZF und Medizintechnikfirmen wie Stryker.

• Produkte: Lenkungsteile für die Automobilindustrie und Knochennägel und -schrauben für die Medizintechnik

• Beschäftigte: 200, davon rund 30 bis 40 Leiharbeiter, 2 Azubis

 

 

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