Startseite

Haustarif ZF Lemförde läuft weiter

IG Metall Tarifvertrag sichert neue Struktur der Interessenvertretung

23.09.2011 | Der ZF-Konzern in Friedrichshafen hat die Mehrheit seiner Gesellschaften in der AG verschmolzen. Damit mussten sich die Interessenvertreter auch neu organisieren. Wir haben die Mitbestimmung im Interesse der Belegschaften gesichert, meint Jürgen Bunge, Vorsitzender des neu gebildeten Betriebsrates für die Dümmer-Region.

Jürgen Bunge (Dritter von rechts) mit Wilfried Hartmann (IG Metall-Bezirksleitung), Ulrich Moormann (stellv. Betriebsratsvorsitzender ZF-Fahrwerktechnik Damme), Rudolf Honkomp (stellv. Betriebsratsvorsitzender Rubber and Plast), Eduard Haab (Betriebsratsvorsitzender ZF-Schaltungen Diepholz), Norbert Krampf (stellv. Betriebsratsvorsitzender ZF-Fahrwerktechnik Diepholz), Wilhelm Kenneweg (Betriebsratsvorsitzender Wagenfeld), Heinz Meyer (Betriebsratsvorsitzender ZF Fahrwerktechnik (Damme), Roland Schnabel (Betriebsratsvorsitzender Dielingen) und Thorsten Gröger (IG Metall).

Warum hat der ZF-Konzern seine Tochtergesellschaften unter einem Dach verschmolzen?

Jürgen Bunge: Unsere Kunden sollen sich mit der gewachsenen Struktur schwer getan haben. Deshalb wollte der Konzernvorstand Eine Neustrukturierung, die sich an den Erfordernissen der wichtigsten Kunden orientiert. Daraus haben sich vier Divisionen gebildet: Antriebs- und Fahrwerktechnik im Pkw-Bereich sowie Nutzfahrzeug und Industrietechnik. Alle bisherigen Geschäftsfelder sind entsprechend zugeordnet.

 

Konntet Ihr die Mitbestimmung durch die neue Betriebsratsstruktur sichern?

Bunge: Wir haben ein sehr gutes Modell gemeinsam mit der IG Metall ausgehandelt, das durch einen Tarifvertrag abgesichert ist.

 

Haben die Betriebsräte in den Werken an Einfluss verloren?

Bunge: Nein. Wir haben in diesem IG Metall-Tarifvertrag auch eine Sonderregelung für das Haustarifgebiet Lemförde ausgehandelt. Zum einen wurde bereits ein Betriebsrat für die Dümmer-Region gebildet. Zum anderen wurde tariflich vereinbart, dass die örtlichen Betriebsräte durch die Errichtung des Regionsbetriebsrats unberührt bleiben. Sie sind als handlungsfähige Ansprechpartner für die Beschäftigten weiter vor Ort zuständig.

 

Wer ist nun für was zuständig?

Bunge: Wir haben eine neue Struktur aufgebaut. Das heißt: Es gibt die Betriebsräte in den Werken. Um die Interessenvertretung in der Dümmer- Region insgesamt wahrzunehmen, haben wir den Betriebsrat für die Dümmer-Region konstituiert. Dieses Gremium soll über die verschiedenen Divisionen hinweg für einheitliche Regelungen sorgen. Für das Tarifgebiet Lemförde wird es weiter den Haustarifvertag und eigenständige Verhandlungen geben. Der Divisionsbetriebsrat vertritt die Beschäftigten der Division, in unserem Fall der Fahrwerktechnik in Deutschland, zu der weltweit 50 Standorte mit rund 20 000 Beschäftigten gehören.

 

Durch den Wegfall der Gesellschaften fallen auch die Aufsichtsräte und der Konzernbetriebsrat weg. Welche Auswirkungen hat das?

Bunge: Der Konzernbetriebsrat wird durch den Gesamtbetriebsrat ersetzt. Der Wirtschaftsbeirat verschmilzt frühere Aufsichtsräte und Wirtschaftsausschüsse je Division. Zu dem laufen alle Tarifverträge aus den jeweiligen Tarifgebieten in Deutschland weiter.

 

Kann das in der Praxis funktionieren?

Bunge: Bei jeder Themenstellung müssen wir erst einmal überlegen, in welche Zuständigkeit das Thema fällt, um dann die Gespräche zu führen. Das ist ein Lernprozess. Wir müssen in den neuen Schuhen laufen lernen.

 

Kommentar

 

Die neuen Strukturen mit Leben füllen

 

Die Neustrukturierung hat sowohl die Betriebsräte als auch die IG Metall herausgefordert. Wir mussten die Interessenvertretungen in den Werken sicherstellen. Zudem mussten wir berücksichtigen, dass die rund 40 000 Beschäftigten (weltweit 70 000) an den deutschen Standorten auch nach den jeweiligen Tarifgebieten und den gültigen Tarifverträgen weiter geschützt bleiben. Das neue Modell trägt dem erst einmal Rechnung. Ob es sich mit Leben füllen lässt, muss die Praxis zeigen. Grundsätzlich kann eine Mitbestimmung aber nur so gut sein, wie sie die Belegschaften leben. Starke Betriebsräte haben immer gut organisierte Beschäftigte im Hintergrund. Deshalb gilt es jetzt, den Organisationsgrad noch weiter auszubauen.

Peter-Christian Voigt, Betriebsbetreuuer, IG Metall Nienburg-Stadthagen

Aktuelles, ZF