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fränkische rohrwerke in bückeburg

Trotz harter Arbeit gesund in Rente

22.02.2013 | Die Interessenvertreter von den Fränkischen Rohrwerken protestieren nicht nur gegen die »Rente mit 67«. Sie haben auch wichtige Weichen für den Standort und für alternsgerechte Arbeit gestellt.

Flexible Übergänge schaffen: Symbolischer Zebrastreifen

Ralf Meier: »Wir müssen jetzt die verfehlte Rentenpolitik ausbaden.«

»Was die Politik verbockt hat, müssen wir jetzt auf betrieblicher Ebene ausbaden«, meint Gesamtbetriebsratsvorsitzender Ralf Meier. Und damit hat der Bückeburger Erfahrung. 2008 war der Standort der Fränkischen Rohrwerke nicht nur technisch in die Jahre gekommen, sondern auch die Belegschaft. Der Altersdurchschnitt lag bei 49 Jahren. Der Betriebsrat setzte durch, dass das bayerische Unternehmen mit Hauptsitz in Königsberg rund 2,5 Millionen Euro investierte. Im Gegenzug sollten zehn der 65 Stellen in Bückeburg abgebaut werden.

 

Der Betriebsrat vereinbarte einen sozialverträglichen Abbau über Altersteilzeit und Qualifizierung. Zudem hatte Ralf Meier von dem Sonderprogramm »WeGebAU « (Weiterbildung für Geringqualifizierte und älterer Arbeitnehmer) gelesen. Gemeinsam mit der IG Metall und einer Beratungsfirma wurde für zehn Mitarbeiter die vom Arbeitsamt geförderte Qualifizierung organisiert. Sieben von zehn Teilnehmern haben sich innerhalb von zwei Jahren weiterqualifiziert und konnten neue Aufgaben im Werk übernehmen.

 

Seit vier Jahren bildet der Drainagerohrspezialist in Bückeburg wieder aus. Jährlich wird ein Azubi als Verfahrensmechaniker eingestellt. Meier: »Damit sichern wir unseren Fachkräftenachwuchs und verjüngen unsere Mannschaft.«

 

Damit die älteren Kollegen bis zur Rente durchhalten und gesund bleiben, haben die Betriebsräte in zwei Workshops ein neues Schichtmodell ausgearbeitet, das jetzt an den Start gehen soll. Statt der Fünf- Tage-Schicht rückwärts rollierend soll auf eine Drei-Tage-Schicht vorwärts rollierend umgestellt werden. Wissenschaftliche Studien belegen, dass die kurzen Zyklen den Biorhythmus weniger durcheinanderbringen und die Beschäftigten besser am familiären und gesellschaftlichen Leben teilnehmen können.

 

Außerdem werden weitere Hebehilfen angeschafft, die den Arbeitern helfen, die Drainage-Ringe zu stapeln. Vorher hat ein Mann täglich rund 180 Ringe zwischen 30 bis 35 Kilo manuell bewegt. Meier weiß: »Das macht den Rücken kaputt. Und bei uns kann es sich kaum einer leisten, vorzeitig in Rente zu gehen.« Das Durchschnitteinkommen im Werk Bückeburg liegt bei 3 079 Euro. Da kommt bei einem vorzeitigen Ausstieg von 48 Monaten ein Rentenabschlag von rund 443Euro pro Monat dauerhaft zusammen.

 

Deshalb wollen die Betriebsräte mit dem Arbeitgeber über weitere Maßnahmen wie einen »Demografie- Fond« und einer neuen Altersteilzeitregelung verhandeln. Doch als nächstes stehen die Themen Arbeitsorganisation, Qualifikation und die betriebliche Gesundheitsförderung im Fokus der Gespräche mit der Geschäftsleitung.

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