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IG Metall Bildungsreise

Auf nach Kuba mit der IG Metall Jugend

17.11.2017 | Eine Gruppe aus der bezirklichen Jugend des IG Metall Bezirkes Niedersachsen-Sachsen-Anhalt hatte dieses Jahr ein besonderes Reiseziel. Und zwar ging es nach Kuba. Laura Marie Wörner und David Weschke waren aus unserer Geschäftsstelle auch dabei. Laura schildert auf unserer Homepage ihre Eindrücke einer besonderen Reise, die sie nie vergessen wird.

Als ich letztes Jahr die Info bekam, dass es eine Bildungsreise/Solidaritätsreise nach Kuba geben würde, war ich mir sicher, dass ich die Gelegenheit nutzen werde um ein fernes und fremdes Land kennenzulernen. Nach vielen Mails und langem Warten kam dann die Nachricht „Du bist dabei!“. Ich habe mich riesig gefreut, dass ich die Möglichkeit bekam die Reise mit antreten zu können und Kuba, wahrscheinlich komplett anders als jede andere „Tourireise“, auch von einer anderen Seite kennenlernen zu können. Immerhin sollte es ja eine Bildungs- und Solidaritätsreise sein…

…ca. eine Woche vor Reisebeginn dann die Nachricht die keiner hören wollte „Hurrikan Irma trifft Kuba. Touristen und Einwohner werden evakuiert. Zum Teil schwere Schäden und Zerstörungen“. Ich war geschockt. Wollte ich wirklich in ein Land fliegen, dass so stark von einem Hurrikan getroffen wurde? Würden dann überhaupt Flugzeuge dorthin fliegen? Der Tag der Abreise rückte näher und ich war mir unsicher, entschied mich aber trotzdem dafür. Wir sind ja schließlich eine Solidaritätsgruppe und keine „normale“ Touristengruppe. Erfreulicherweise dachten meine Mitstreiter genauso und somit fuhren bzw. flogen alle 22 Teilnehmer*innen mit nach Kuba. Nach einem zehneinhalb Stunden Flug mit Verspätung kamen wir am 13.09.2017 abends gegen 22 Uhr in Holguín an. Es war ein leichter Schock bei ca. 15°C nachmittags in Deutschland loszufliegen und abends gegen 22Uhr in Kuba bei ca. 28°C anzukommen.

Die folgenden Tage waren voll mit Programm: Städtetouren, ein Gespräch mit der CTC (Dachverband der kubanischen Gewerkschaft), ein Treffen mit einer CDR (Nachbarschaftshilfe von Bürgern für Bürger), ein Besuch bei Mario Pelegrin der sein Privatgrundstück für soziale Projekte zur Verfügung stellt, Besuchen in zwei Kindergärten, ein Treffen mit „Papito“ (bekannter Friseur aus Havanna, der viele soziale Projekte in Havanna ins Leben gerufen hat und privat sehr viel für das Viertel macht), ein Finka-Besuch auf dem Land, Museumsbesuche und zwei Strandbesuche an der Karibikseite gehörten zum Glück auch dazu.

Wir haben viel über die Lebensweise der Kubaner gelernt, das Sozial- und Gesundheitssystem, die Wirtschaft und die Geschichte Kubas.

Die Kubaner leben das „Cuba Libre“, die Gelassenheit, die Musik, sie leben miteinander, helfen sich gegenseitig im alltäglichen Leben, treffen sich abends auf den Straßen oder auch in ihren Eingängen um einfach zu reden, zusammen zu kochen, zu trinken, eine Zigarre zu rauchen und einfach zum Entschleunigung nach einem heißen Tag – auch mal mit einem Gläschen „Vitamin R“ (Rum). Sie sind immer freundlich gewesen. Doch ist auch Sexismus in dieser Gesellschaft ein Thema.

 

Leider müssen viele um Geld oder alltägliche Dinge wie Seife oder Shampoo betteln, weil ihr Monatslohn nicht ausreicht. Das durchschnittliche Einkommen eines Kubaners/ einer Kubanerin liegt bei 25 CUC (ca. 21 €) pro Monat, was nur zirka ein Viertel des benötigten monatlichen Geldes ausmacht. Auch wenn auf Kuba mit Rationierungskarten (Libreta) die alltäglichen Dinge, wie zum Beispiel Reis, Mehl, Zucker oder auch Kaffee verteilt werden, fehlt es den Kubanern deutlich an anderen Produkten - und sollten die Produkte mal im Supermarkt vorhanden sein, werden Hamsterkäufe gemacht und die Preise werden noch höher als sie eigentlich schon sind.

Dadurch dass es auf Kuba zwei Währungen gibt CUP (kubanische Pesos) und CUC (Pesos Convertibles und auch die „Touristenwährung“), werden die sozialen Unterschiede leider doch sehr deutlich – obwohl Kuba ein sozialistisches Land ist. Der CUC ist an den Wert des Dollars angekoppelt. Mir wurden die „ärmlichen“ Verhältnisse in einer bestimmten Situation richtig deutlich. Für ein Mittagessen mit Nachtisch und Getränk bezahlte ich 24CUC (ca. 20€), kurz darauf hatte ich ein Gespräch mit einem Kubaner der mir sagte, dass er 27CUC (ca. 23€) im Monat verdienen würde. Da wurde mir klar, dass ich ein Mittagessen hatte was bei vielen einen Monatslohn darstellt.

 

In den Kindergärten in Santiago de Cuba und in Pinar del Rio wurden wir sehr herzlich begrüßt. Die Erzieherinnen und die Kinder waren sehr nett zu uns. Wir konnten viele Fragen stellen und uns den gesamten Kindergarten anschauen. Im Gegensatz zu deutschen Kindergärten ist bei den kubanischen Kindergärten ein 1:6 Betreuungsschlüssel gewährleistet. Das bedeutet, dass eine Erzieherin auf sechs Kinder aufpasst. Eine Versorgung mit Essen und Trinken ist ebenfalls gewährleistet. Außerdem finanziert der Staat eine Ausstattung von benötigten Materialien, wie z.B. Blöcke, Stifte, Pinsel und Farben. Die Kinder können sich dort richtig austoben, lachen und spielen. Lernen jedoch schon früh die kubanische Geschichte kennen. Insbesondere Gedichte über die Freiheitskämpfer wie José Martí, Ernesto „Che“ Guevara oder Fidel Castro wurden uns aufgesagt. In den Kindergärten werden Kinder von einem bis sechs Jahren in der Zeit von 6:00Uhr bis 19:00Uhr betreut.

 

Des Weiteren ist das Bildungssystem auf Kuba gut geregelt und strukturiert. Wie in den Kindergärten ist auch in den Schulen eine Grundausstattung der Schüler*innen durch den Staat gewährleistet. Stifte, Papier und andere Utensilien werden kostenlos zur Verfügung gestellt. Schuluniformen (die Pflicht sind) müssen jedoch gekauft werden und sind in der Regel sehr teuer. Nach der Schulpflicht haben die Schüler*innen mehrere Möglichkeiten ihren Werdegang zu gehen. Einerseits können sie eine Berufsausbildung absolvieren oder sie gehen den Weg des Abiturs und haben dann die Möglichkeit zu studieren. Allerdings müssen alle davor ein Pflichtpraktikum absolvieren. Für Frauen gelten dabei drei Jahre und für Männer zwei Jahre und ein Jahr verpflichtender Wehrdienst.

 

Ebenfalls gut organisiert (für lateinamerikanische Verhältnisse) ist die medizinische Versorgung. In jeder Stadt gibt es ein Krankenhaus und in jedem Dorf gibt es einen Familienarzt. Der Familienarzt ist in einem Haus untergebracht, in dem unten die Praxis ist und oben die Familie wohnt. Somit ist der Arzt immer direkt im Dorf und 24/7 ansprechbar. Das medizinische Grundstudium gewährleistet später die Tätigkeit als Familienarzt. Nach dem Grundstudium steht es einem frei weiter zu studieren und sich zu spezialisieren, zum Beispiel zum/zur Kardiologen/Kardiologin oder Urologe/Urologin. Mehr als 50.000 kubanische Mediziner und Pflegekräfte sind im Ausland tätig. Sollte eine Behandlung bzw. Operation auf Kuba nicht möglich sein, wird dies kostenfrei im Ausland organisiert.

Insgesamt 52% der Staatsausgaben fließen in Gesundheit und Bildung und sind kostenfrei zugänglich.

 

Abschließend kann ich sagen, dass mir Kuba und die gesamte Reise sehr gut gefallen hat. Die Organisation war super und das Programm hat sehr viel Spaß gemacht auch wenn die Zeit am Strand leider etwas zu knapp war. Die Eindrücke, die ich sammeln konnte werde ich nie vergessen und ich werde Kuba in guter Erinnerung behalten.

 

Laura-Marie Wörner arbeitet seit September 2012 bei der Firma Bremskerl Reibbelagwerke Emmerling GmbH & Co.KG in Estorf-Leeseringen. Die 24-Jährige hat zunächst eine dreieinhalbjährige Ausbildung zur Elektronikerin für Betriebstechnik – Fachrichtung produktions- und verfahrenstechnische Anlagen erfolgreich absolviert. Danach konnte sie noch drei Monate in der Instandhaltung arbeiten und ist seit Mai 2016 Maschinen- und Anlagenführerin. Laura ist seit Beginn ihrer Ausbildung Mitglied in der IGM und fast ebenso lange Mitglied im Ortsjugendaussschuss (OJA) Nienburg-Stadthagen. Außerdem ist die Tarifkommissionsmitglied. Die gemeinsamen Aktionen im OJA, welche bei den monatlichen Sitzungen geplant werden, machen ihr Spaß und sie freut sich über jedes neues Gesicht was tatkräftig mit planen und aktiv sein möchte.

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