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ADAPTRONIC Prüftechnik Gmbh in wiedensahl

Beschäftigte fordern einen Tarifvertrag

23.08.2011 | Fachkräfte im »Kompetenz-Zentrum« Wiedensahl des Prüftechnikers Adaptronic tragen zum Erfolg des Unternehmens bei, wie auch die Geschäftsleitung immer wieder betont. Positive Auswirkungen auf das Entgelt der Beschäftigten hat das nicht. Seit 15 Jahren fehlt der Anschluss an aktuelle Tarife. Einzelne Erhöhungen wurden ohne einheitliches System festgelegt.

Betriebsratsvorsitzender Lothar Müller arbeitet seit über 20 Jahren im Betrieb: »Wir brauchen endlich ein faires und einheitliches Entgeltsystem.«

Peter Christian Voigt, IG Metall: »Tarife bieten Flexibilität und Gerechtigkeit.«

Thorsten Gröger, 1. Bevollmächtigter: »Tarife halten Fachkräfte«

Seit Ende 2010 ringen die Adaptronic- Beschäftigten um einen Tarifvertrag. Sie wollen ein gerechtes, nachvollziehbares Entgeltsystem und mehr Geld. Betriebsratsvorsitzender

Lothar Müller: »Seit 15 Jahren haben wir den Anschluss an den Branchentarif verloren.«

Seitdem werden Entgeltsteigerungen je nach Mitarbeiter festgelegt. Zwischen ein oder zweieinhalb Prozent billigte die Geschäftsleitung in diesem Zeitraum einigen Beschäftigten zu.Auch das Weihnachts- und Urlaubsgeld sowie die vermögenswirksamen Leistungen und Zuschläge werden nicht an jeden Mitarbeiter ausgezahlt.

 

Die ausgebildeten Fachkräfte in Wiedensahl erbringen ein Drittel des Umsatzes. Sie fertigen hochwertige Adapter, teilsweise Unikate für Kunden weltweit. «Unser Know-how ist unsere Stärke «, weiß Geschäftsführer Peter Müller, der jährlich nach eigenen Angaben bis zu 300 000 Euro hauptsächlich in den Maschinenpark investiert, auch im »Kompentenz-Zentrum für Elektromechanik« in Wiedensahl bei Stadthagen.

 

Das Unternehmen erwirtschaftet konstante Umsätze. Doch der Geschäftsführer ist nicht bereit, die Belegschaft nach einem fairen System finanziell an dem Erfolg zu beteiligen, so dass die Beschäftigten von der allgemeinen Entgelt-Entwicklung abgekoppelt sind. »Damit muss jetzt Schluss sein«, meinen die Wiedensahler. Auf einer Mitgliederversammlung am 14. Oktober 2010 haben sie ihre Forderungen aufgestellt

 

Ziel soll ein Anerkennungstarifvertrag sein, um allen Beschäftigten eine faire und gerechte Bezahlung nach Entgeltgruppen zu sichern.

Seit dem 4. April 2011 entzieht sich Geschäftsführer Peter Müller weiteren Verhandlungen mit der IG Metall und nimmt auch an Betriebsversammlungen nicht teil.

 

Deshalb haben die Beschäftigten am 8. Juli für eine Stunde ihre Arbeit niedergelegt, um an einem Warnstreik teilzunehmen.

 

Das bisherige Angebot der Geschäftsführung an den Betriebsrat sind prozentuale, einkommensabhängige Steigerungen, um die Ungleichheit der Bezahlung zu beheben.

Betriebsbetreuer Peter Christian Voigt: »Die IG Metall bietet ein flexibles Tarifsystem, so dass wir uns den betrieblichen Bedürfnissen gut anpassen können. Deshalb verstehen wir die Blockade nicht.« In den regelmäßigen Mitgliederversammlungen wird nun das weitere

Vorgehen beschlossen.

 

 

Kommentar:

 

Tarife halten künftig Fachkräfte

 

Aufgrund der demografischen Entwicklung in Deutschland wird es für Unternehmen immer wichtiger, attraktive Arbeitsplätze zu bieten. Gerade Fachkräfte werden künftig die Arbeitsbedingungen mitbestimmen können. Tarifverträge der IG Metall bieten Fachkräften sichere und faire Arbeitsbedingungen und Unternehmen die Möglichkeit, Fachpersonal zu gewinnen beziehungsweise zu halten. Wir haben jetzt schon Bundesländer wie Sachsen-Anhalt, die auf politischer Ebene für Tarifverträge werben. Auch in Bayern werden Fachkräfte bereits rar. Es ist also Zeit, die Weichen für zukunftsweisende Arbeitsbedingungen zu stellen. Unter diesem Blickwinkel sollten wir auch bei Adaptronic die Verhandlungen aufnehmen. Thorsten Gröger, 1. Bevollmächtigter, IG Metall Nienburg-Stadthagen

 

 

Zum Unternehmen:

 

Adaptronic Prüftechnik GmbH. Das Unternehmen beschäftigt 93 Mitarbeiter, davon 58 am Hauptsitz Wertheim in Baden-Württemberg und 35 am Standort Wiedensahl. Wiedensahl wurde 1990 als ATI gegründet und 2001 mit Adaptronic verschmolzen

 

  • Das Kerngeschäft des Unternehmens ist die Entwicklung, Produktion und der Vertrieb von elektrischen Prüfsystemen und Adaptionslösungen für die Automobil- sowie die Raum- und Luftfahrtindustrie.
  • Zudem bietet das Unternehmen von Durchgangs- und Dichtigkeitsprüfungen über Kurzschluss- und Hochfrequenzprüfungen bis zum Test von Leistungs-Bordnetzen in Elektro- und Hybrid-Fahrzeugen an.
  • Seit 1996 gibt es einen Betriebsrat. Bisher keine Tarifbindung. Die Belegschaft ist gut organisiert.

 

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