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Kahlschlag beim Continental Standort Hornschuch Stolzenau GmbH

Produktion von Kunstleder am Standort wird Ende 2021 eingestellt

09.11.2020 | Derzeit sind am Standort Stolzenau 210 Kolleginnen und Kollegen beschäftigt. Neben Laderaumabdeckungen produzieren sie auch Kunstleder für den Automobilbereich. Die Auftragseingänge seien hier um bis zu 75 Prozent rückläufig. Grund dafür ist der Wegfall eines Großauftrages. Die Produktion dieses Teilbereiches soll daher bis Ende 2021 komplett eingestellt werden. Das bedeutet für bis zu 50 Beschäftigten das Aus am Standort in Stolzenau. Die IG Metall fordert Zukunftsperspektiven.

Seit 1964 wurden am Standort Stolzenau nicht nur hochwertige Zuliefererprodukte für die Automobilindustrie, sondern auch Funktionsfolien z.B. für Markisen gefertigt - damals noch als Familienbetrieb Era, später unter dem Namen Hornschuch. Mit der Übernahme durch Continental im Jahre 2016 kam die Konzentration auf den Automotivsektor. Bei Laderaumabdeckung ist man europäischer Marktführer.

Die aktuelle Automobilkrise hinterlässt auch in Stolzenau seine Spuren. Mit dem Entschluss die Kunstlederproduktion zu schließen, stehen die Arbeitsplätze von bis zu 50 Kolleginnen und Kollegen auf dem Spiel. Nicht nur für die einzelnen Betroffenen stellt dieses jeweils eine persönliche Katastrophe dar, sondern auch für die Region.

Nachdem viele Jahre kein Tarifvertrag Anwendung fand, haben die Kolleginnen und Kollegen 2018 den Weg dorthin zurückgefunden. Die Beschäftigten haben sich zu einem großen Teil in der IG Metall organisiert und für bessere Arbeitsbedingungen gestritten. Mit Erfolg: Zum 1. August 2018 trat die Hornschuch Stolzenau GmbH, mittlerweile ein Teil des Continental Konzerns, dem Arbeitgeberverband Textil bei.

Die Teilschließung der Produktion erfolgt laut Continental im Rahmen des weltweiten Programms „Transformation 2019-2029“. Darin hatte Continental schon vor der Corona-Krise beschlossen mehrere tausende Arbeitsplätze abzubauen.

Markus Wente, von der IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt: „Die Veränderungswirkung von Digitalisierung und Dekarbonisierung auf die Automotivbranche ist enorm. In vielen Bereichen wird kein Stein auf dem anderen bleiben. Zur Bewältigung dieser Transformation brauchen wir aber nicht nur eine hochinnovative Industrie, getragen von einer qualifizierten und engagierten Arbeitnehmerschaft. Wir brauchen dazu auch ganz neue Geschäftsmodelle und Prozesse. Und das Thema Mitbestimmung hat eine riesige Bedeutung dafür. Wir begrüßen es daher sehr, dass die Hornschuch Stolzenau GmbH angekündigt hat, den Umbau am Standort gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern zu gestalten.“

Reiner Personalabbau und Teilschließung der Produktion allein, hat noch kein Unternehmen auf Dauer gerettet. Es braucht Perspektiven und Investitionen in die Zukunftsfähigkeit. Diese langfristigen Ziele müssen von der Geschäftsführung aufgezeigt und eine vom Automobilbereich unabhängige Aufstellung des Betriebes angestrebt werden. Denn der Rückgang der weltweiten Fahrzeugproduktion seit 2018 verlangt nach neuen, innovativen und zukunftsfähigen Produkten am Standort Stolzenau, um diesen auch dauerhaft zu erhalten. „Lange Zeit stand Hornschuch in Stolzenau nicht auf der Liste der Continental Abbau-Pläne. Dennoch kommt die Schließung der Kunstleder Produktion für uns nicht völlig unerwartet. Continental schließt aber auch nicht aus, dass es in Zukunft zu weiteren betriebsbedingten Kündigungen kommen könnte. Wir fordern daher als Betriebsrat gemeinsam mit der IG Metall Perspektiven in Form von Zukunftsvereinbarungen ein. Neue innovative Produkte, auch außerhalb des Automobilbereiches können wir. Das haben wir in der Vergangenheit schon bewiesen. Jetzt heißt es, diese Perspektiven zu nutzen und damit Beschäftigung dauerhaft zu sichern“, so Martin Hoff, Betriebsratsvorsitzender der Continental Hornschuch Stolzenau GmbH und Vertrauensmann der IG Metall.

Betriebsrat und IG Metall entwickeln daher jetzt gemeinsam neue Ideen und Perspektiven für den Standort und damit für die Region. Martin Bauerschäfer, von der IG Metall Nienburg-Stadthagen: „Wir führen in der Region derzeit in vielen Betrieben Abwehrkämpfe, wenn es um Beschäftigung und Mitbestimmung geht. Die Corona-Krise wird viel zu oft als Vehikel zum Abbau von Arbeitsplätzen und Arbeitnehmerrechten verwendet. Die Hornschuch Stolzenau GmbH hat nun einen anderen Weg angekündigt. Sie will den Betriebsrat aktiv mit einbinden, wenn es darum geht für die betroffenen Kolleginnen und Kollegen sozialverträgliche Lösungen zu finden. Wir werden als IG Metall die Beschäftigten bei diesem Prozess eng begleiten und ihnen zur Seite stehen. Dazu gehört auch die Möglichkeit der Weiterbeschäftigung an anderen Standorten prüfen. Die Geschäftsführung wird sich in den kommenden Monaten an ihren Worten der fairen Sozialverträglichkeit messen lassen müssen. Wir nehmen sie dort aktiv in die Pflicht.“

Downlaod - Tarifinfo Hornschuch
Download - Pressemitteilung IG Metall

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