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Textil- und Bekleidungsindustrie

Beschäftigte der Wagenfelder Spinnereien erkämpfen sich ihren Tarifvertrag zurück!

14.02.2022 | Nach drei Jahren haben sich die Beschäftigten der Wagenfelder Spinnereien einen Tarifvertrag erkämpft – Arbeitgeber lenkt endlich ein.

WAGENFELD | Die 132 Beschäftigten des Garnherstellers „Wagenfelder Spinnereien“ in Wagenfeld haben sich gemeinsam mit der IG Metall nach drei Jahren tarifloser Zeit ihren Tarifvertrag zurückerkämpft. Um 3,1 Prozent steigen die Löhne und Gehälter innerhalb der nächsten 12 Monate. Außerdem steigt das Weihnachts- und Urlaubsgeld jeweils um 2 Prozent und eine Coronaprämie von 100,-€ netto wird im März 2022 ausgeschüttet. Der Tarifvertrag gilt bis März 2023.

Ihren Tarifvertrag haben sie nach zwei Verhandlungen im Dezember und Februar und einem nötig gewordenen Warnstreik durchgesetzt: Der Arbeitgeber führte zunächst die unsichere Lage auf dem Energiemarkt an um die notwendige Erhöhung zu vertagen. Er schlug im Dezember lediglich eine Coronaprämie vor. Dennoch blieben die Metallerinnen und Metaller im Betrieb standhaft. Nach drei Jahren tarifloser Zeit, kann man nicht mit einer Einmalzahlung abgespeist werden.

Am 10. Februar 2022 folgten nahezu 100 Prozent der Belegschaft dem Warnstreikaufruf der IG Metall und legten ihre Arbeit nieder. So zeigten die Beschäftigten kurz vor der 2. Verhandlungsrunde unmissverständlich: „Wir stehen hinter unseren Forderungen!“.

Über 70 Beschäftigte der Frühschicht stellten sich trotz regnerischer Verhältnisse vor das Tor und legten die Produktion still. Mit einem Demozug um das Werk, über den Parkplatz der anliegenden Supermärkte und an der Hauptstraße vorbei zeigten die Kolleginnen und Kollegen auch dem Rest Wagenfelds: „Sie wollen Streit? Wir sind bereit!“.

So konnte die Tarifkommission mit breiter Brust in die Tarifverhandlung gehen. In einer zähen Verhandlung jedoch konnte sich die Arbeitgeberseite nach mehreren Pausen auf ein tragfähiges Angebot einlassen, welches von der Tarifkommission angenommen wurde und nun durch die Mitglieder der IG Metall bestätigt werden muss.

„Das Verhandlungsergebnis ist ein Zeichen für die Zukunft der Wagenfelder Spinnereien! Die Kolleginnen und Kollegen können sich nun auf regelmäßige Entgelterhöhungen, Weihnachts- und Urlaubsgeld sowie die steuerfreie Coronaprämie freuen. Das haben sie sich verdient.“, stellt Martin Bauerschäfer, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Nienburg-Stadthagen fest und fügt an: „Die Kolleginnen und Kollegen haben bewiesen, dass man gemeinsam alles erreichen kann. Sie sind ein gutes Beispiel für die gesamte Region, welchem man gerne nachfolgen kann. Auch Beschäftigte aus anderen Betrieben im Landkreis Diepholz können sich gern an uns wenden und somit die ersten Schritte für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen gehen. Die IG Metall ist für Euch da!“

Das Tarifergebnis im Überblick

  • 3,1 Prozent Entgelterhöhung
    (2,0% ab 01.03.2022 und 1,1% ab 01.11.2022)
  • 2 Prozent mehr Weihnachts- sowie Urlaubsgeld
  • 100,-€ Coronaprämie netto für Alle
    (Auszahlung im März 2022)
  • Inkraftsetzung des Haustarifvertrages
  • Laufzeit des Vertrages 31.03.2023

Hintergrund

Die Wagenfelder Spinnereien GmbH beschäftigt derzeit 132 Mitarbeiter*innen im Betrieb am Standort Wagenfeld. Das Traditionsunternehmen besteht seit 1874 und ist fester Bestandteil des Ortskerns.

Seit Jahrzehnten durchlebt die Textilindustrie in Deutschland einen tiefgreifenden Wandel. Trotzdem kann das Unternehmen weiterhin wettbewerbsfähig in Deutschland qualitativ hochwertige Produkte in Wagenfeld herstellen. Ein Grund hierfür ist sicherlich die sozialpartnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Arbeitgeber und Gewerkschaft.

Diese wurde seit 2019 auf die Probe gestellt. Der gekündigte Haustarifvertrag wurde nicht erneut abgeschlossen und auch durch coronabedingte Umsatzeinbrüche musste das Unternehmen ca. 60 Mitarbeiter abbauen. Dies konnte größtenteils sozialverträglich zwischen den Betriebsparteien mit Hilfe der IG Metall und des Arbeitgeberverbandes gestaltet werden indem man z.B. einige Mitarbeiter*innen in den Vorruhestand entließ.

Seit Mitte 2021 ziehen die Auftragseingänge wieder merklich an und auch die Entwicklung von neuen Produkten nimmt immer mehr Gestalt an.

„Das Unternehmen befindet sich nun wieder auf einen guten Weg in Richtung Zukunft!“, stimmt Martin Bauerschäfer, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Nienburg-Stadthagen, hoffnungsvolle Töne an.

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