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Sulingen: Delegiertenversammlung der IG Metall Nienburg-Stadthagen

Bontrup: "Die Gewerkschaften müssen wieder politischer werden"

14.09.2011 | "Jahrelang haben wir über unsere Verhältnisse gelebt und müssen den Gürtel enger schnallen - das hat schon Kohl seinerzeit behauptet. Aber wer ist eigentlich 'wir'?" Diese Frage stellte der Diplom-Ökonom und promovierte Volkswirt Heinz-J. Bontrup gestern abend auf der Delegiertenversammlung der IG Metall Nienburg-Stadthagen.

Heinz-J. Bontrup auf der Delegiertenversammlung

In einem engagierten Vortrag erläuterte er die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. "Jetzt zeig ich euch was, und ihr geht alle mit der Faust in der Tasche nach Hause!" kündigte er an und zeigte anhand der fünf Konten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung auf, wer in der derzeitigen wirtschaftlichen und politischen Situation in Deutschland, aber auch im Ausland Gewinner und Verlierer sind.

 

Dabei kritisierte er scharf die wirtschaftspolitische Ausrichtung der Bundesrepublik. Jahrzehnte der "Umverteilung von unten nach oben" hätten fatale Folgen für Arbeitnehmer/-innen und die Staatsfinanzen. Gepaart mit einer aggressiven Außenwirtschaftspolitik sei dies auch die Ursache der größten Finanz- und Wirtschaftskrise seit 80 Jahren. Wesentliche Inhalte des Vortrags und Informationen darüber hinaus können in der Broschüre nachgelesen werden, die Heinz-J. Bontrup geschrieben und im Frühjahr diesen Jahres gemeinsam mit dem DGB herausgegeben hat (s.u.).

 

Auf die Frage, was jetzt getan werden müsse, antwortete er: "Wer glaubt, die Krise sei überwunden und alles kann so weitergehen wie vorher, der ist ein Fall für den Pathologen. Das Wirtschaftssystem muss dringend demokratisiert werden, um alle Bevölkerungsschichten am vorhandenen, aber ungleich verteilten Reichtum teilhaben zu lassen. Dazu müssen auch die Gewerkschaften viel stärker als bisher ihr politisches Mandat wahrnehmen und für ein gerechteres Wirtschaftssystem aktiv werden!"

 

Das überzeugte IG Metall Mitglied Heinz-J. Bontrup engagiert sich neben seiner Professur an der FH Recklinghausen in der "Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik (oder kurz "Memo-Gruppe", s.u.). Die Arbeitsgruppe gibt jährlich zum 1. Mai ein Memorandum heraus, das als Gegengutachten zum Bericht der fünf "Wirtschaftsweisen" gilt. Es befasst sich vor allem aus der Perspektive der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer u.a. mit sozialer Gerechtigkeit und Verteilungsfragen.   

 

Das Interesse der Delegierten war groß: "Das Memorandum werd ich mir gleich morgen bestellen!" hörte man nach dem Vortrag Bontrups aus verschiedenen Richtungen.

 

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