Startseite

ITT CORP0RATION HAT bornemann gekauft

Der Betriebsrat hat sich neu aufgestellt

08.04.2013 | Ende letzten Jahres hat die ITT Corporation das Familienunternehmen Bornemann in Obernkirchen gekauft. Der Pumpenhersteller will mit den Amerikanern neue Märkte erschließen. Der Betriebsrat ist zufrieden, weil der Standort gesichert wurde. Ab April wird Betriebsrats- vorsitzender Axel Weinert freigestellt. Ziel ist der Ausbau der Mitbestimmung und die Steigerung der Mitgliederzahlen.

Betriebsräte Oliver Eckelt und Axel Weinert(Vorsitzender) vor der weltgrößten zweispindeligen Schrauben-Spindel-Pumpe: »Bornemann bleibt eine eigenständige Gesellschaft nach deutschem Recht und mit deutscher Mitbestimmung.«

Axel Weinert, 58, hat 22 Jahre bei Bornemann als Leiter des Prozess- Managements dieAuftragsabwicklung gesteuert. In seiner sechsten Amtsperiode lässt sich der Betriebsratsvorsitzende nun freistellen, um sich auf die Mitbestimmung zu konzentrieren. »Wir gehören jetzt zu einem Weltkonzern.

 

Das erhöht auch dieAnforderungen an den Betriebsrat.« 2012 hat derUS-Konzern ITT Corporation das Familienunternehmenfür 206MillionenEuro gekauft. »Damit haben die Altgesellschafter Wülfing (55 Prozent) und die Stuttgarter Beteiligungsgesellschaft (45 Prozent) ihrWort gehalten «, sagt Weinert. Das Unternehmen wurde weder an einen Wettbewerber noch an einen Finanzinvestor verkauft.

 

Die Belegschaft sieht vorsichtig optimistisch in die Zukunft, da der Integrationsprozess gerade erst begonnen hat. Betriebsrat Oliver Eckelt, 36: »Wir sind eigenständig und die geplanten Investitionen für 2013 laufen weiter.« Mit dem Verkauf wollten die alten Gesellschafter einen strategischen Partner finden, der eineweitereExpansionauf Märkten wie Russland und Brasilien ermöglicht.

 

Bornemann wächst mit der Finanzspritze der amerikanischen Mutter weiter. Der Spezialist für Schrauben-Spindel-Pumpen in der Öl- und Gasbranche hat seit rund zehn Jahren auch die Bereiche Ernährungs- und Pharmaindustrie weiter erschlossen. Dort ist der Umsatzanteil in den letzten zwei Jahren umzehn Prozent gestiegen. Weinert: »Wir suchen bereits heute händeringend Fachkräfte.« Rund 500 Beschäftigte arbeiten bei Bornemann, davon sind rund 80 Ingenieure.

 

Das Unternehmen in Obernkirchen hat etliche Patente angemeldet und ergänzt mit seinem Know-how die Produktpalette von ITT Corporation. Die ITTTochter Goulds pumps baut ausschließlich Kreiselpumpen, so dass derKonzern jetztmit einer erweiterten Produktpalette neue Kunden gewinnen kann. Mit Bornemann hat der US-Konzern auch einen Standort in Europa. Betriebsräte Oliver Eckelt und Axel Weinert (Vorsitzender) vor der weltgrößten zweispindeligen Schrauben-Spindel-Pumpe: »Bornemann bleibt eine eigenständige Gesellschaft nach deutschem Recht und mit deutscher Mitbestimmung.« Der Betriebsrat hat sich mit der Freistellung von Axel Weinert neu aufgestellt.

 

Eckelt: »Wir wollen die Mitbestimmung mit dem Gewinnen von Vertrauensleuten weiter ausbauen.« Ziel soll es auch sein, noch mehr Mitglieder für die IG Metall zu gewinnen. »Bisher haben viele die Notwendigkeit nicht erkannt, sich zu organisieren«, erläutertWeinert. »Dochman darf nicht vergessen, jeder individuell ausgehandelte Arbeitsvertrag basiert auf den Grundlagen des Flächentarifs. Kein Arbeitgeber gibt freiwillig zumBeispiel 30 Tage Urlaub.« Eine Gefahr für die Mitbestimmung sehen die Betriebsräte zurzeit nicht. Im Gegenteil: Der Bereich Arbeitssicherheit und -schutz hat bei den Amerikanern zumBeispiel höchste Priorität. Die Unfallrate soll weiter gesenkt werden und bis 2014 auf Null sein. Weinert: »Wir müssen jeden Beinah-Unfall melden und analysieren. Das ist ganz in unserem Sinn.« Auch setzen sich die Betriebsräte seit Jahren erfolgreich für die Übernahme von Leiharbeitern ein. Rund 15 Leiharbeiter sind zurzeit bei Bornemann im Einsatz, umdie Schwankungen des saisonalen Projektgeschäfts auszugleichen. »Wenn der Arbeitsplatz dauerhaft gebraucht wird, setzen wir uns für eine Einstellung ein.«

 

 Außerdem beteiligt sich die Belegschaft an der Tarifrunde 2013. Letztes Jahr war die Beteiligung an den Warnstreiks unerwartet hoch. Eckelt: »Es waren sogar AT-Angestellte dabei, weil der Frust über Mehrarbeit und die Leistungsverdichtung hoch war.« Die Beschäftigten sollen durch die diesjährige Tariferhöhung am Unternehmenserfolg beteiligt werden. Weinert: »Dafür werden wir uns gemeinsam mit der IG Metall einsetzen.«

Aktuelles, Metall & Elektroindustrie