Forderung des Sachverständigenrats zum Renteneintrittsalter
Rente ab 69: Perspektivlos und realitätsfremd
19.05.2011 | Langfristig soll die Regierung das Renteneintrittsalter von 67 auf 69 Jahre erhöhen. Das empfehlen die fünf "Wirtschaftsweisen". Für die IG Metall ist diese Forderung perspektivlos und realitätsfremd: Bereits das Renteneintrittsalter auf 67 anzuheben bedeutet für viele Menschen eine Rentenkürzung auf Armutsniveau, konstatiert Hans-Jürgen Urban, IG Metall-Sozialexperte.
Statt einer längeren Lebensarbeitszeit für alle und einer Renteneinheitsgrenze von 67 braucht die alternde Gesellschaft ein Modell für einen flexiblen und fairen Übergang in den Ruhestand. "Weise wäre es vom Sachverständigenrat gewesen, die ausgetretenen Pfade neoliberaler Politik zu verlassen und Vorschläge zu machen, die auf die unterschiedlichen Lebenssituationen der Beschäftigten flexibel reagieren", sagt Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall und Sozialexperte, am Donnerstag in Frankfurt.
Altersarmut und Rentenkürzung
Tatsache ist, dass kaum einer der heute 64-Jährigen noch sozialversicherungspflichtig beschäftigt ist. Im Jahr 2008 waren es gerade noch 9,9 Prozent. Noch seltener haben Menschen dieser Altersgruppe eine sozialversicherungspflichtige Vollzeitstelle. Das bestätigen zahlreiche Erhebungen. Eine weitere Erhöhung des Rentenalters auf 69 Jahre wird diese Situation noch verschärfen. Die Arbeitslosigkeit in dieser Altersgruppe wird so weiter steigen. Ein höheres Renteneintrittsalter versperrt darüber hinaus vor allem jungen Menschen den Weg in den Job.
Der Vorschlag des Sachverständigenrats kommt einem Rentenkürzungsprogramm gleich. Schon heute gehen rund die Hälfte aller neuer Altersrentner mit Abschlägen in den Ruhestand. Noch düsterer sind die Aussichten für künftige Rentengenerationen: Nach Studien des Instituts für Arbeit und Qualifikation (IAQ) arbeitet ein immer größerer Teil der Menschen im Niedriglohnsektor. Angesichts solch geringer Einkommen droht vielen Menschen Altersarmut.
Notwendig sind flexible Ausstiegsmöglichkeiten
Hans-Jürgen Urban fordert eine neue Altersteilzeit, eine verbesserte Erwerbsminderungsrente ohne Abschläge und erleichterte Zugangsmöglichkeiten: Die Menschen müssen nach 40 Versicherungsjahren und im Alter von 60 Jahren ohne Abschläge aussteigen können. Zudem muss es auch in Zukunft möglich sein mit 65 Jahren abschlagsfrei in Rente zu gehen.