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Tarifrunde im Tischlerhandwerk

"Wir wollen das zurückhaben, was man uns genommen hat"

06.03.2012 | Einfach so den Kahlschlag im Tischlerhandwerk wieder aufforsten - das wird nicht gelingen. Zu viel hat die christliche Gewerkschaft für Kunststoffgewerbe und Holzverarbeitung im CGB e.V. im Sinne der Arbeitgeber geregelt. Aber die IG Metall will neue Tarifverträge abschließen. Eine 40-Stunden-Woche akzeptiert sie nicht. Zudem pocht sie auf ein höheres Urlaubs- und Weihnachtsgeld.

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Nach 13 Jahren Funkstille verhandeln IG Metall und Arbeitgeberverbände des nordwestdeutschen Tischlerhandwerks wieder. Sie fordern neue Tarifverträge zur Arbeitszeit, Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie über Lohn und Gehalt.

 

 

Tarifpolitischer Kahlschlag

Im September 2011 hatte das Landesarbeitsgericht Hamm die "christliche" Gewerkschaft für Kunststoffgewerbe und Holzverarbeitung im CGB e.V. (GHK) für nicht tariffähig erklärt. Damit sind die Tarifverträge, die mit der GHK geschlossen wurden, unwirksam. Die christliche Gewerkschaft hatte mit den Tischlermeistern einen beispiellosen Kahlschlag in den Betrieben in Gang gesetzt: Fünf Urlaubstage und das zusätzliche Urlaubsgeld waren gestrichen worden. Die Arbeitszeit von 37 auf 40 Stunden ohne Bezahlung hoch gesetzt und das Weihnachtsgeld reduziert. Auch die Einkommen sind gesunken: Um inflationsbereinigt 12,3 Prozent in der Zeit zwischen dem Jahr 2000 und 2010. Das hat das nordrhein-westfälische Arbeitsministerium herausgefunden. Die Tischler sind damit Schlusslicht bei der Einkommensentwicklung.

 

Klar ist, dass 13 Jahre "christliche" Tarifpolitik mit einem Schlag nicht wieder wettgemacht werden können. Diese arbeitgeberfreundliche Gewerkschaft hatte viele tarifpolitische Errungenschaften der früher zuständigen Gewerkschaft Holz- und Kunststoff (GHK)zurückgeschraubt.  Die GHK war im Jahr 2000 in der IG Metall aufgegangen.

 

"Ich möchte auch als Handwerker so viel verdienen, dass ich mir einen Handwerker leisten kann", stellt Dieter Everwin, Betriebsratsvorsitzender der Tischlerei Kreienbaum in Warendorf bei Münster fest. Und er fordert: "Wir wollen das zurückhaben, was man uns genommen hat, also vor allem mehr Geld und kürzere Arbeitszeiten".

 

Verhandlungen werden im März fortgesetzt

Den Arbeitgebern wäre es am liebsten, die IG Metall würde die GKH-Tarifverträge einfach übernehmen. "Das ist ausgeschlossen", erklärte Robert Fuß, IG Metall Bezirksleitung Nordrhein-Westfalen. In den Verhandlungen am 18. Januar hat die IG Metall klar gemacht, dass sie eine 40-Stunden-Woche nicht akzeptieren wird. Zudem pocht sich auf ein Steigerungen beim Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Sie fordert die 38-Stunden-Woche. Und in den Betrieben, in denen noch aus GHK-Zeiten die 37-Stunden-Woche gilt, soll das so bleiben. Über höhere Entgelte will die IG Metall später mit der Arbeitgeberseite verhandeln. Die Tarifverhandlungen werden am 1. März fortgesetzt.

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